Wer kennte nicht seine eigene Plattensammlung? So auch Thomas Palzer. Egal, ob er eine Reise um sein Zimmer oder eine um die Welt unternimmt, ob zu Fuß, mit dem Motorrad, der Eisenbahn oder dem Flugzeug – seine Plattensammlung oder Reste von ihr begleiten ihn. Natürlich nicht in echt, sondern im Kopf. Und dazu macht er sich seinen Reim drauf. Eine Art Karaoke zur persönlichen Plattensammlung – zu jener launischen Version, die entsteht, wenn Teile davon längst in Vergessenheit geraten oder durcheinandergebracht worden sind, falsch datiert oder – mit Zeigefinger und Daumen am Lenkrad – völlig falsch instrumentiert. Also praktisch alle Platten vom Gedächtnis nochmal neu abgemischt und durchgesamplet sind. Wenn dann dazu epische oder lyrische Lieder im Sprechgesang vorgetragen werden – Lieder, die jedes für sich an irgendein anderes erinnern, man fragt sich bloß, an welches -, dann entsteht eine Wirklichkeit, die auf den Namen Chanson getauft ist. „Alles in der Welt ist nur dazu da, um in einen Chanson einzugehen“, hat Thomas Palzer einmal gesagt – aber auch dieser Satz erinnert uns, ehrlich gesagt, an den irgendeines anderen. War es Tony Joe White? Mallarmé? Willy de Ville?
Egal . Thomas Palzer ist ein Mann, der die vorletzte Fassung des Mannes spielt: Er war der erste Serge Gainsbourg in seinem Häuserblock. Und an jenem faunischen Nachmittag wieder einmal ganz besonders. Herausgekommen ist dabei etwas für das Werkzeug, mit dem wir an Musik herangehen: für das entzückte oder erschauernde Rückenmark. Und auf diesem thront bekanntlich das Gehirn – in diesem Fall unter dem dreifaltigen Namen Palzer Scannell Wood zum Singer / Songwriter gereift.