„Traumhaft schönes Album“ Süddeutsche Zeitung
Die Band „Tatafull“, was übersetzt in etwa „Parasit“ bedeutet, ist bekannt für ihre Art, die algerische Musik mit klassischen Einflüssen auch aus anderen afrikanischen Ländern zu verbinden. Doch bei Tatafull geht es um weit mehr, als nur Musik –die Band wird von ihren Fans geliebt und geschätzt für ihre mutigen und offenen Texte. Nachdem die Zusammenarbeit in Algier so wunderbar funktioniert hat, gab es mit Unterstützung des Goethe-Instituts einen Gegenbesuch der Band. 2014 kamen die Musiker nach Augsburg um im „Grandhotel“ gemeinsam mit Lydia Daher die Rohfassung und den Untergrund dieser CD auf die Bühne zu bringen.
Lydia Daher, geboren 1980 in Berlin, väterlicherseits verwurzelt im Libanon, aufgewachsen in Köln, lebt in Augsburg und Berlin. Sie ist Lyrikerin und Musikerin und arbeitet allein oder gemeinsam mit anderen Künstlern im Bereich der bildenden Kunst und des Hörspiels. Als Kuratorin für spartenübergreifende Kulturveranstaltungen und Dozentin für kreatives Schreiben ist sie regelmäßig tätig. Ihre Arbeiten wurden vielfach in Zeitschriften und Anthologien publiziert und mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Im Auftrag des Goethe-Instituts reiste sie für Lesungen, Konzerte und Workshops u.a. nach Hongkong, Algier, Warschau und Moskau.
Lydia Dahers gesamte Einzelpublikationen, Ausstellungen, Auszeichnungen und Tourdaten ihrer Lesungen finden sich unter www.lydiadaher.de.
„Es ist schon eine Weile her, aber ich erinnere mich genau. Im März 2013, inmitten der zähen Übergangszeit zwischen Winterdepression und Frühjahrsmüdigkeit, landete Post aus Afrika in meiner Mailbox. Eine Einladung zum 14ème Festival Culturel Européen in Algier, die meine Lethargie tout de suite in Euphorie verwandelte. Und schon bald darauf eine fixe Idee in den Wunsch, dort nicht bloß ein Konzert zu spielen, sondern auch etwas aufzunehmen. Dieser Wunsch war beharrlich, summte mir mantrisch „tu-was-das-musst-du“ ins Ohr, und nach einigem Zaudern „tat“ ich tatsächlich. Formulierte ein Konzept, griff zum Hörer, besprach und organisierte mit dem Goethe Institut vor Ort, bis kurz vor Abflug endlich feststand: Wir werden eine Band treffen, werden für zwei Tage ins Studio gehen.
Ich war also gespannt. Gespannt auf Unerwartetes. Gespannt auf Begegnungen. Denn die sind eigentlich das Brot des Künstlers, nicht, wie gemeinhin behauptet, der Applaus. Der kommt danach. Und trieb mir während unseres Konzerts im voll besetzten Auditorium de la Radio Algérienne schon nach dem ersten gespielten Song die Tränen in die Augen. Weil die Leute und ihre Vibes – es gibt in diesem Fall kein besseres Wort dafür – schlichtweg überwältigend waren.
Und das war noch lange nicht alles. Die große Offenheit und das Interesse, das uns allerorten entgegengebracht, ja, entgegen gestrahlt wurde. Und überhaupt die übervollen Tage und Abende, die mich knapp eine Woche lang nachts im Bett kopfschüttelnd denken ließen: Noch ein bisschen länger hier und ich werde nie wieder ein melancholisches Gedicht schreiben können. Vielleicht naiv. Touristisch verblendet. Aber so viel Energie, so viel Erlebnis. Und immer wieder Fragen, ob es uns in ihrem Land gefalle. Ob wir daheim erzählen würden. Ja, bien sûr. Es war schön. Und ich habe erzählt… Und ich hoffe, dass auch die hier vorliegenden Lieder zu erzählen vermögen. Lieder, die auf Basis der zweitägigen Zusammenarbeit mit der Band Tatafull im Studio Casbah entstanden sind. Und war das erste Treffen mit der Band am Abend unserer Ankunft noch ein scheues Vorfühlen, ein Sich-skeptisch-Fragen, wie das wohl zusammengehen kann, so verlief die Arbeit im Studio überraschend intuitiv. Viele Spuren. Viel Material, mit dem wir, zurück in Deutschland, hantieren konnten. Wir collagierten, arrangierten, addierten. Ich formte Notizen zu Texten, spielte Gitarren ein und tüftelte in den letzten Monaten an der Fertigstellung dieses Kurzalbums. Nun also endlich die Veröffentlichung unseres gemeinsamen Werks, unserer CD. Lydia Daher & Tatafull. Und all die anderen.
Ich bin glücklich und dankbar.
Salam.“
Lydia Daher