Ein großer Spaß, weil Ezés postmigrantischer Deutsch-Pop, der sich vor allem über das Spiel mit der Sprache mit Rassismus und Ressentiments gegenüber Afro-Deutschen beschäftigt, nicht nur superklug und ulkig ist, sondern auch durch Fantasie mitreißt und mit feiner Melancholie berührt. Schade nur, dass er mit seiner musikalischen Bandbreite eine so singuläre Erscheinung ist. Es muss ja nicht immer Rap und Hip-Hop sein. Spiegel online
„Ich bin deutscher als deutsch.“ „Ich deutscherer.“ „Deutschester bin ich.“ „Ich bin der Deutschereste oder der Deutschestere.“ Friedrich Rückert
Die Frage nach dem Deutschsein hört auf, wenn Ezé auf der Bühne erscheint. Mit Musik, Dichtkunst, Tanz und Sprachwitz feiert er seinen Migrationsvordergrund und lässt das Deutschsein migrantisch werden. Deutsch- und Schwarzsein fließen nahtlos ineinander. Ezé ist vieles. Er träumt weiter davon, sich zwischen Welten frei bewegen zu können, und macht gleichzeitig deutlich, wie ungerecht und ungleich dieses Recht auf Mobilität verteilt ist. Rassismus und Bürokratie blockieren und verhindern immer wieder dieses menschliche Grundrecht.
Ezé Wendtoin, Liedermacher und Musiker, Schauspieler, Moderator und Märchenerzähler kommt aus Burkina Faso, aus einer Trommler-, Pfarrer- und Schmiedefamilie.
Und genau dort, in Burkina Faso verliebt er sich in die Sprache von Goethe und beginnt mit großer Leidenschaft ein Germanistikstudium, das er 2018 an der TU Dresden erfolgreich abschließt. Mit den von ihm gegründeten Vereinen TAM e.V. in Dresden und APECA in Ouagadougou wird sein initiiertes Bildung- und Kunstzentrum „Centre Warc-En-Ciel“ in Burkina Faso erfolgreich betreut.
Wie die vielfältigen Welten und Sprachen, zwischen denen er sich bewegt, so klingt sein neues Album „heute HIER morgen DEUTSCH“. Ein buntes Auf und Ab, laut und leise, mal gelassen, mal kritisch, mal mit Witz und Ironie, mal elektronisch, oder mit percussiven, westafrikanischen Instrumenten wie der Tama oder der wunderbar singende Flöte.
Ezé besingt die Liebe in Kuilga Nooré, fragt nach dem Deutschsein in „Grammatische Deutschheit“. Begleitet von vom burkinischen Instrument Ngoni, erzählt er von der brutalen Trennung von seinem Vater, feiert die burkinische, feministische und kämpfende Frau, die er in seiner Mutter sieht und interpretiert deutschsprachige Songs auf seine ganz eigene Art neu. Es sind natürlich auch biografische Geschichten, die in seine Songs einfließen. Seine Liebe zur deutschen Sprache und Lyrik, aber auch Deutschland als postmigrantische Gesellschaft. Es geht um Frieden, Flucht, Liebe, Migration, um das Deutsch- und Anderssein.
Ezés Songs sind eine Mischung aus von ihm komponierten Liedern in seiner Muttersprache Mooré, Songs in Deutsch und Französisch und Interpretationen von Gedichten und Liedern deutscher Dichter und Liedermacher. Aufgenommen wurde in Burkina Faso und Berlin mit bester Unterstützung seiner Freunde und Musiker aus Ouagadougou – eine Juli-Tour mit den Jungs 2022 ist in Planung.
RELEASE-KONZERT: EZÉ MIT BAND 3.07.2022 – Dresden – BurkinAfroFestival – Saloppe