Drei Alben lang hatte Gudrun Mittermeier unter dem Namen Somersault englischsprachigen Songwriter-Pop veröffentlicht. 2016 ging sie neue Wege und veröffentlichte unter ihrem Namen das Album „Mitternach“ mit durchweg bayerischen Texten.
Mit „Seeheim“ geht sie nun noch einen Schritt weiter und verbindet das Bayrische mit dem Englischen. Eine unerwartete, aber doch logische Verbindung.
„Ich finde nichts schlimmer, als an der Oberfläche zu bleiben“, erklärt Mittermeier, „lieber gehe ich bei dem Versuch unter, den Dingen auf den Grund zugehen, als sie zu verleugnen.“
Aber sie geht nicht unter, diese Gudrun Mittermeier. Im Gegenteil – sie geht den Dingen auf den Grund und findet Erstaunliches und Spannendes. Sie taucht auf mit der Sprache Ihrer Herkunft um sie aufzubrechen und mit der gängigen Sprache der Popmusik zu verschmelzen. Songs, bei denen der englische Text sich einschmiegt in ein Bayrisch das weich und sanft Geschichten erzählt. Geschichten die die Tiefen des Menschseins und Frauseins ausloten, wo Stolz, Liebe, Trauer und Wut das Panorama bilden.
Gudrun Mittermeier hat sich die letzten Jahre verstärkt mit Elektronischer Musik beschäftigt. Das hört man und das tut ihren Songs sehr gut. Es sind feine atmosphärische Klangflächen und Soundteppiche in subtiler Grundierung, die da entstehen. Sounds, die ihren Texten eine zusätzliche Ebene geben und die Stärke ihrer Sprache wirken lassen
Tatsächlich gelingt ihr auf dem Album „Seeheim“ auch eine musikalische Vielsprachigkeit, die eine analoge, auf herkömmlichen Instrumenten entfaltete Musik einer elektronisch generierten überliefert. Spannend arrangierte Streicher und Bläser behaupten sich da neben sphärischen Synthieklängen, derweil Gitarren und Schlagzeug mit elektronischen Beats wetteifern. Für letztere hatte Mittermeier zwischenzeitlich eigens die Electronic Music School in Berlin besucht, um die Möglichkeiten eines Sequenzers der Softwarefirma Ableton auszuloten. Darum muss man sich wohl ihr neues Instrument, einen Ableton Live, als eine Himmelspforte vorstellen, durch die Mittermeier nun mit frisch entfachter Electronic-Leidenschaft in neue Klangwelten schreitet. Nur, dass diese nicht konsequenterweise das Paradies aufzeigen. Vielmehr taucht die Sängerin mit solchen Klangwelten hinab in unheimliche Tiefen ihres Frauseins, in Gefühle wie Stolz, Liebe, Trauer und Wut. Süddeutsche Zeitung