Nein, dies ist kein Comeback mit Pauken und Trompeten, kein Versuch, journalistische Aufmerksamkeiten mit ein paar knackigen Formulierungen zu erhaschen. Ladies & Gentlemen: Dies ist kein Projekt! Ca c’est ma vie!
Aber natürlich hab ich trotz Digitalisierung, dem Streaming und der damit gefühlten Entwertung von Musik nie aufgehört Lieder zu schreiben – mit Hilfe meiner CrowdfunderInnen könnt Ihr jetzt nochmal den Luxus eines Albumformats genießen. Und klar, natürlich frage ich mich manchmal warum ich das eigentlich mache, was mein Antrieb ist, immer wieder und immer noch Lieder zu schreiben. Neben einer gesunden Portion Egozentrik, dem Spaß am Spiel aber auch der Angst vor Vergänglichkeit ist es auch dieses: Ich schreibe Lieder, um – nicht mehr und nicht weniger – die Welt zu retten mit einer Melodie.
Was? Nur mit einer? Ist sie jetzt größenwahnsinnig geworden? denkt ihr jetzt vielleicht. Wir wollen gar nicht gerettet werden. Und war nicht „give peace a chance“ letztlich nur ein Kirchentaggedöns, wie Sven R. es in einer Arte Dokumentation über Protestsongs schmissig formulierte? Nun ja, man kann alles knackig und wohlfeil in die Runde werfen, und die Katastrophen dieser Welt, Kriege, Flucht, Klimawandel, oder den ganz alltäglichen neoliberalen Wahnsinn an sich abprallen lassen und es sich in den sozialen Netzwerken gemütlich machen. Aber es gibt so viel zu tun. Kunst kommt von Kommunikation und Pop ist nicht nur eine Pose. Wie ich bereits sagte, ich glaube an Subversion durch Schönheit.
Was ist diesmal anders als bei den letzten 4 Solo Alben? Meine langjährige Die Braut haut ins Auge Weggefährtin und Co-Produzentin Peta Devlin sagte, es soll groß und zeitlos klingen, so dass die Geschichten und Melodien durch die Welt fliegen. Ich hoffe, das ist mir gelungen und ich kann Euch mit meinen neuen Songs wie eine moderne Mary Poppins als Nomadin der Zukunft mitnehmen auf meine Mission:
Alf, ein Überlebenskünstler, der ein Jahr unter einer Freiburger Brücke wohnte, inspirierte mich zu dem sehnsüchtigen Disko-Chanson Wem gehört die Parkbank. Der Freiburger Chor „Nomaden der Zukunft“ hat diesen Song schon 2014 durch die Straßen geschmettert. Nein, Nein, Nein, dieses klitzekleine aber effektive Wort bringen die SängerInnen des „Bedingungslosen Grundeinsingens“ mit einem Agit-Soul-Disko-Stampfer zum Tanzen.
Als die Hamburger Rap-Sängerin Finna zu mir ins Studio kam, war mir noch nicht klar, dass sie den Folk-Rap-Song Kommen immer näher so zum glänzen bringen würde. Ein echter Glücksfall und eine Ausnahmesängerin. Von ihr werden wir sicher noch hören.
Wir bleiben hier, ein polit-lyrisches Liebeslied, ein Kurzfilm zwischen Mali und Hamburg, der das Bleiberecht der Geflüchteten mit der Sehnsucht der Liebenden verbindet. Die Geigen der Hamburger Künstlerin Ruth May und das Cello der Berliner Schauspielerin Claudia Wiedemer bringen zusammen ein ganzes Orchester zum klingen.
Die euphorisch-melancholische WeltenretterInnenhymne Save the world with this melody ist ein Duett mit dem singenden UN climate future man Nick Nuttall. Über Adornos Widersprüche hinweg singen wir die Erderwärmung zwischen Bonn und Hongkong um 2 Grad herunter.
Lust am Verlust lässt ein Leben im Verzicht schillernd mit Burt Baccarachs Geigenarrangements zurück und trägt die Wut des pretty prekariats in einer leichten Sommerbrise summend über die Felder des Stadtrands von Berlin.
Für eine Ausstellung des Hallenser Malers Moritz Götze nahm ich Es waren zwei Königskinder als psychedelische Minimal-Dubversion auf. Das dramatische Kinderlied der Textsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ (Brentano) wurde zusammen mit meiner wundervollen Tochter Ella Mae Hengst, so zu einem ergreifenden Generationen Duett.
Meine drei singenden Lieblings-SchauspielerInnen Bettina Grahs, Godehard Giese und Claudia Wiedemer lassen den hoffnungslos euphorischen Gospel Popsong Im Prinzip Hoffnung mithilfe der durchs Album swingenden Schlagzeugerin Wanja Saatkamp glühen.
Tunnel der Sehnsucht, bei diesem sentimentalen Reise-Lovesong singe ich zusammen mit Leonie die Geschichte von Sascha, beide spielen in der Freiburger-Straßenschulen-Band Tunnelblick.
Auch Streets of Hongkong ist ein Liebeslied aus der Ferne, wo ich vom Goethe Institut im November 2014 eingeladen, sämtliche Schüler zum Durchdrehen brachte. Zusammen mit den Guzheng Spielerinnen aus Shenzhen habe ich die Utopie des Stillstands der Regenschirm Bewegung auf den Straßen dieser Hochgeschwindigkeits-Metropole festgehalten. Der psychedelisch-minimale Track Alles wird immer besser von meiner Band Die Zukunft (mit Knarf Rellöm & Guz) übergibt das Versprechen des Albums zuversichtlich in die Hände und Ohren der HörerInnen…
„..Wenn La Hengst über Besitzverhältnisse nachdenkt, dabei Demagogie genauso meidet wie Phrasendrescherei und nebenbei eine allen Regeln der Kunst gerecht werdende DiskoBallade aus dem Ärmel schüttelt, dann treffen sich Pop und Politik auf angenehmste Weise.“
Westzeit