EXILE IN SPACE heißt das funkelnd glänzende Debüt von ENIK & THE PARANORMAL STRING QUARTET.
Im Englischen gibt es den Ausdruck „to pull at one‘s heartstrings“. In der deutschen Sprache gibt es für dieses Bild keine direkte Übersetzung. Jetzt aber zum Glück irgendwie schon, in Form dieses Albums.
Denn beim Hören von EXILE IN SPACE zupft und zuppelt, zieht und dehnt etwas im Inneren, meist in etwa da, wo bei den meisten Menschen das Herz vermutet wird. Melancholie trifft es eben nicht, ist auch ein viel zu abgenudelter Begriff in der Musik und hat hier keinen Platz. Was ENIK und das PARANORMAL STRING QUARTET auf EXILE IN SPACE in diesen acht musikalischen Kleinoden entstehen lassen, geht tiefer.
Großartige Sätze wie: „Don’t pick up the Phone, it could be your mother! She wont candycrush herself out of this mess.”, lässt Enik in “Electric Sheep” von einer knazigen Roboterstimme in Gedichtform vortragen, während im Hintergrund ein Omnichord und ein Cello darüber diskutieren, wer von beiden eigentlich einsamer ist als der andere.
„TRUE MF“, das man von ENIK Solo bisher als richtigen Dancefloor-Banger kannte, kriegt mit entschleunigten, warmen aber trotzdem nie und nimmer kitschigen Streicherparts neue Dimensionen (ziemlich viele sogar).
Diese paranormalen Ergänzungen halten ENIK wenn nötig auch mal auf dem Boden – oder besser gesagt in der gemütlichen, warmen Stube am Fenster, wenn er im Titeltrack mit Cervantes im Kopf von der eher weniger gemütlichen Weltlage singt und vom Exil im Weltall träumt (EXILE IN SPACE).
In KANGAROO unterhält sich Enik mit einem toten Känguru, was ihn schlagartig seiner eigenen Vergänglichkeit ermahnt und somit das exzessive Leben des Protagonisten herzzerreißend in Frage stellt.
Der Song endet in einer dreiminütigen, elegischen Streicherimprovisation – für Enik der persönliche Höhepunkt dieses Albums.
Zurückgelassen wird man als Hörer*in am Ende mit dem knarzigen BETTY LEE. Ein Lied, das gut und gerne 70 Jahre alt sei könnte, gleichzeitig aber auch nach vorne in die Zukunft weist.
Alles in allem acht funkelnde, schräge, organische und liebevolle Songs, die vom Herzen ins ins Weltall reichen.
Womit wir wieder bei den „heartstrings“ sind und dem, was eben hier noch nicht verraten wurde: Was der englische Ausdruck „to pull at one‘s heartstrings“ auf Deutsch bedeutet. Aber dafür sind ENIK und das PARANORMAL STRING QUARTET die Experten.