Am Ende nämlich gerät man auch beim Hören des Albums in jene Trance, die sonst in den Konzertsälen passiert. Es fehlt zwar die Hitze der kleinen Clubs, die ansteckende Begeisterung des Publikums, wenn man sich das Album daheim auflegt. Es fehlen aber nicht die Kraft, die Dynamik, die unwiderstehliche Unvergleichbarkeit, mit denen dieses Duo seit Jahren in seinen Texten Alltagswirklichkeiten und den politischen Diskurs aufgreift und gleichzeitig den Dancefloor zum Brennen bringt. Erstaunlich ist, wie das Livealbum zeigt, dass Attwenger nach gut drei Jahrzehnten des Spielens ihre Energie nicht verloren habe. Salzburger Nachrichten
live-mitschnitt des attwengerkonzerts vom 6.12.23 im chelsea in wien, verteilt auf vier seiten aus gelbem vinyl mit schwerpunkt auf den letzten beiden attwenger-alben spot und drum, angereichert mit slangpunksongs aus den neunzigern und nullern. attwenger ist live sowieso eine andere geschichte als ein studioalbum, ein live-album ist eine momentaufnahme, licht, lärm und leute bestimmen den augenblick, der augenblick ist schnell vorbei, aber den mitschnitt unseres aktuellen programms, der auf dieser doppel-lp wiedergegeben wird, kannst du dir in hundert jahren auch noch anhören und es wird trotzdem ein live-konzert sein. attwenger live heißt binder und falkner auf der bühne, singen und quetschen, verstärkt und verzerrt, drums, maultrommeln und elektrobeats, stücke von 1990 treffen auf songs, die grade erst im entstehen sind, lieder aus unterschiedlichen entstehungsphasen werden zu ausgedehnten, groovigen mixes kombiniert, geht alles. die reihenfolge der stücke kann sich ändern, genauso wie die reihen auf der ziehharmonika und die reime der texte. alles moment, alles bewegt sich, dreht sich, verästelt sich, die körperliche intensität ist teilweise arg, die gedanken sind oft woanders, das publikum ist da, der austausch zwischen spielen und tanzen führt zu einer musik, die so dynamisch, stürmisch und euphorisch werden kann, dass du vom akteur zum passagier wirst in einem kollektiven taumel, der alle beteiligten reinzieht, herumwirbelt, fortweht. als bonustrack eine aufnahme vom juni 94, als wir mit unserem gegenbesuch zur zimbabwe-tour im oktober 93, oliver mtukudzi and the black spirits, einen gemeinsamen auftritt in der linzer stadtwerkstatt hatten. zu hören ein ausschnitt aus „I wanna know whats going on“, in dem es schon damals geheißen hat: es is immer hoiba 8i.
Markus Binder