Zweite Depesche der Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune: Mit „Wellen der Angst“ wollen wir uns erneut in die große Tradition manisch-depressiven Musizierens einschreiben, von der wir glauben, dass der spezifisch austriakische Seitenstrang dieser schönen Wucherung mehr zum Verständnis der „österreichischen Seele“ beigetragen hat als all die Kollektivbefunde heimischer Psycho-Prominenz zusammen.
Namen? Die da – noch immer und immer wieder:
Hermann Leopoldi, Helmut Qualtinger, der frühe Ambros, Georg Danzer, Ludwig Hirsch, Sigi Maron, Reinhard Liebe. Und von uns aus auch der Mime Michael Heltau, wenn er Jacques Brels „Amsterdam“ auf Deutsch schauspielert. Denn so deppert sind wir nun auch nicht, dass wir die Dialektik von Leid und Authentizität im Pop nicht als Stil Pose erkennen und nutzen würden. Vielleicht aber unterscheidet uns gerade das Offenlegen des Spiels bei aller ersehnter „Ehrlichkeit“ von den paar geschätzten Ahnherren des Austropops. Mehr aber noch unterscheidet uns von den Altvorderen die Flucht nach vorn in internationale Gefilde, wo die ruppigeren Sounds zuhause sind, mit denen sich die schrecklich braven Arrangements des alten Austropops herrlich besudeln lassen. Umgekehrt gefällt es uns freilich auch, internationales Liedgut mit dem hartnäckigen Austropop-Virus zu verseuchen. Vielleicht sind wir am Ende aber auch nur ein Häufchen Asthmatiker, was klingt wie ein mehrstimmiger Erstickungsanfall. Wäre
auch nicht das Schlechteste … Wenn‘s leicht geht, haben wir Großes mit uns vor.
Fritz Ostermayer