Wiener Lieder sind gekennzeichnet von Weinerlichkeit und Selbstmitleid, bis hin zur Todeslust. Wut und Verzweiflung an der Grenze zum Amok. Nur mit viel Wein zu singen und zu hören. Kenner wissen ja, dass Österreich einen Weltklasse-Radio-Sender hat: FM4. Nicht nur, weil Stermann und Grissemann dort groß geworden sind. Eine Riege von Moderatoren-Persönlichkeiten mach den Qualitätsunterschied aus. Die FM4-Moderatoren Christian Fuchs, Fritz Ostermayer, David Pfister, Robert Zikmund haben die Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune gegründet und die CD „Good Night Vienna“ veröffentlicht. Mit Lust haben sie Lieder geschreiben, indem sie Popsongs, Wienerlieder, Schlager durch den Fleischwolf gedreht haben. „Der Herrgott is a Autobus, der bringt di überall hin“, heißt es im Calypso-Schuplattler für Werner Schwab. Herrlich schräg.3sat (CD Tipp)
Das Wienerlied wie wir es zu kennen glauben: Weinerlichkeit und Selbstmitleid bis hin zur Suizid-Lust. Wut und Verzweiflung an der Grenze zum Amok. Und dazwischen alles, was Liebes-Schmerz und Weltekel kurzfristig wegspült: obszönes Flirten, zotiges Verbrüdern, miese Witze. Und Alkohol ohne Ende. Im besoffenen Selbstbild eines Wienerliedes heißt es: „Der Herrgott muss a Wiener sein“ – Gnostiker freilich wissen: Das Gute ist längst das Böse und somit der Teufel ein Wiener“.
Wienerlied also. Nicht wirklich. Aber zumindest dessen Geist aus eben beschriebenen Negativ-Assoziationen rund ums Wienerische. Diesen Geist in große internationale Popsongs hineinzuzwängen und so diese Hits quasi auf „Heurigen-Lieder“ einzudampfen – das ist die seltsame Obsession der Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune