DREIEIER sind vier Musiker, die Mitte der Achtziger wenn auch nicht weltweit, so doch einige Bekanntheit erlangten und mehrere Preise eingeheimst haben:
Franz J. Erlmeier, Fritz Köstler, Paul M. Ehrenreich und Robert „Bopo“ Ponzer.
Wie schreibt man Dreieier? Und vor allem: warum?
Beide Fragen sind verzwickt, verschroben, ergo kaum lösbar.
Dreieier schreibt man DreiEier, DREIEIER, 3Eier und in vielen anderen Varianten.
Typisch niederbayrisch eben.
Dem Niederbayern wird – nicht zu Unrecht – nachgesagt, dass er nicht viel und wenn doch, dann ungern redet. Wenn er, der Niederbayer, aber redet, kommt nicht selten etwas Gescheites heraus. Die „Süddeutsche Zeitung“ erfrechte sich vor wenigen Jahren gar zu titeln „Ohne Niederbayern wäre München ein kulturloses, ödes, mieses Nest“.
Das ist ein paar Jährchen her. Und wie’s so ist, hat TRIKONT das Material nach rund 40 Jahren wieder ausgekramt. Und festgestellt: Das war gut. Es war sogar sehr gut! Ob es die – mittlerweile gewiss angejahrten – Jungs wohl noch gibt?
Es gibt sie noch. Das ist nicht selbstverständlich und schon deshalb wert, eine Neuauflage ins Werk zu setzen. Am 23.02.2024 wird’s das famose Album von 1985 „Lovin‘is easy“ als limitierte und hochwertige Sonderedition wiederveröffentlicht.
Zitate aus einer anderen Zeit:
„Für mich das Interessanteste, was seit langer Zeit von Bayerischen Bands zu hören war“ Walter Meier im Bayrischen Rundfunk – Bayern 3
„..Die einzigen bayerischen Vertreter der ehemals „Neuen Welle“ mit Substanz.“ Süddeutsche Zeitung
„Moderne Populärmusik mit Lust am rigorosen eklektizistischen Verwirrspiel, an Brüchen und Montagen. Bei ihrem Streifzug durch verschiedene Stile und Epochen der Pop-Musik frönen sie gleichzeitig der Unterbrechung des Gewohnten und der Pervertierung des Hergebrachten. Die Musik ist nicht neu — will es auch nicht sein —, jedoch neuwertig. Sie wertet neu, verwertet Altes und Gehabtes und wertet um. Dies aber mit einer spielerischen Leichtigkeit und technischen Perfektion, sodass an der musikalischen Oberfläche erzeugte Stimmungen immer wieder intern gebrochen und hinterfragt werden. Die Storys werden in virtuosem Englisch oder krudem, asketischen Deutsch erzählt.
Drei Eier, das sind vier Musiker, die Ihre Musik zum einen in München, aber vor allem in Aham, Niederbayernn, ausgebrütet haben. Der Bayerische Rundfunk wählte sie zur besten Nachwuchsgruppe des Jahres 1983.“ Trikont Kurztext 1985:
Die Konzeption der LP beruht auf dem existentiellen Dualismus der Geschlechter! Aber man kämpft ihn hier nicht mehr, den faden und abgedroschenen Geschlechterkampf, „because lovin is easy“.
Aber so einfach ist es doch nicht, denn da weht der eisige Hauch der Ironie. Nicht mehr der Mann/Frau-Dualismus ist interessant, sondern die Ironie mit der man ihn behandelt; aus simpler Sex- und Schweißideologie machen DREIEIER so ein pardonierendes und rigoros eklektizistisches Verwirrspiel von intelligenter Erotik. Lust liegt immer in der Unterbrechung des Gewohnten, in der Pervertierung des Hergebrachten.
Aus solcher Lust rühren die vielen Brüche und Brechungen und Montagen in Musik und Text. So einfach ist das nicht, und so einfach ist es doch. Die Storys, die hier erzählt werden, in virtuosem Englisch oder krudem, asketischen Deutsch, durchwachsen von ursprünglichster Poesie („Mein Dach war der Himmel über Palma“), oszillieren über dem Abgrund zwischen zwei extremen Situationen: die eine, Frauen sind anwesend, aber problematisch, die andere, Frauen sind abwesend und wieder ist es problematisch. In der Negation dieser janusköpfigen allgegenwärtigen Problematik liegt die Philosophie, in der Unmöglichkeit dieser Negation liegt die Komik. Verzweiflung und Komik ergeben hier ein melancholisches Amusement für den Zuhörer.
Die Musik ist nicht neu, will es auch nicht sein. Sie wertet neu, verwertet Altes und Gehabtes und wertet um, dies aber mit einer spielerischen Perfektion, so dass an der musikalischen Oberfläche erzeugte Stimmungen immer wieder gebrochen und hinterfragt werden. Original-Text der Band 1985
Diese Platte war eine von Achim Bergmanns Lieblings-Platten –
auch deshalb und in Gedanken an ihn gibt’s DREIEIER wieder auf Vinyl.