Ihr dritter Longplayer „Wir hatten Großes vor“ ist am 27. Oktober beim Münchner Label Trikont erschienen, und er zeigt, dass man Großes am besten dadurch schafft, indem man im richtigen Moment loslässt. Das soll heißen: Lydia Daher hat die Improvisation für sich entdeckt. Sie hat bereits vorhandene Aufnahmen, weil sie sich damit nicht mehr wohl fühlte, noch einmal komplett umgeworfen und hat als Texterin so wie ihre Musiker spontan im Studio improvisiert.
Das Ergebnis ist eine größere Freiheit und gleichzeitig eine wunderbare Symbiose zwischen Text und Musik, die etwa so aussehen kann, dass in einer Liedzeile „alles um uns rum auseinanderfällt“ und dabei auch das zugehörige musikalische Arrangement plötzlich zerbröselt. Oder dass Daher von einem „harten Schnitt“ singt und die Musiker mit eben einem solchen musikalisch reagieren. So etwas funktioniert nur mit richtig guten Musikern, und die hatte Daher mit Daniel Schröteler, Philipp Gropper, Olaf Rupp, Tobias von Glenck und Mouloud Mammeri zur Seite. Trotz der gemeinsamen Neigung zum Experiment ist „Wir hatten Großes vor“ ein eingängiges Popalbum geworden: mit poetischen Texten „über die Welt, die eigene Lage“, über die Angst, sich beim Retten der Welt zu ruinieren, oder die Hoffnung, auch beim gemeinsamen Stillstehen voranzukommen. Süddeutsche Zeitung