Die Welt: Sie sind bekennender Kiffer, für die Legalisierung der Droge.
Söllner: Ich kiffe, weil es mich inspiriert. Beim Musikmachen. Beim Schreiben. Weil ich dadurch meine Gedanken auf die Reihe bekomme. Weil ich da bleibe und nicht abdrifte. Und ich hab’ immer gesagt: Ich bin nicht für die Legalisierung, sondern für die Entkriminalisierung des Marihuana-Konsums.
Ich hab’ kein Problem damit, für etwas bestraft zu werden, wenn es strafbar ist – also so, wie wenn sie dich mit 0,8 oder 1,2 Promille am Steuer erwischen. Aber Kiffer sind bei uns Freiwild. Du kannst heute Flüsse verseuchen, einfache Leute betrügen oder gegen Minderheiten hetzen und es passiert dir nicht großartig was. Aber als Kiffer kannst du sehr viel verlieren: Lehre, Führerschein, Job. Alles geht drauf, wenn sie dich mit drei Gramm erwischen. Das geht so nicht mehr. In der heutigen Zeit.
Die Welt: Ist es wahr, dass Ihnen ein Polizist bei einer Kontrolle mit seinem Urin aus der Patsche geholfen hat?
Söllner: An diesem Tag hat dieser Polizist tatsächlich die Reset-Taste gedrückt. Es ging dabei nicht darum, dass ich bekifft Auto gefahren wäre. Aber ich wäre beim Urintest positiv gewesen, weil ich am Abend davor, wie immer vor meinen Konzerten, einen Joint geraucht habe. Da sagt dieser Polizist: “Herr Söllner, wenn Sie einverstanden sind, gebe ich Ihnen meinen Urin.” Seitdem bin ich mir sicher, dass das geltende Sanktionensystem ein Auslaufmodell ist – wenn schon die Polizei es in Frage stellt.