„Wie sich das wohl anfühlt, wenn man sich auflöst, wie eine Tablette in sprudelndem Wasser? In der Welt einfach zergeht?“ Wenn jemand dieses Gefühl vermitteln kann, ist es Philip Bradatsch. Sein neues Album ist gleichsam Rückschau, Innenschau und die Frage, was wohl noch kommen mag. „Ich fühl mich wie ein Krankenwagen“, lautet seine Einsicht und er schenkt damit allen, die sich verlassen fühlen, einsam und abgehängt, ein Hoffnungsbild.
Der tägliche Moloch, die kollektive Trauer, in der die kleinste Befürchtung zum Flächenbrand wird – Philip Bradatsch schafft das Kunststück, sie einzufangen und noch im gleichen Atemzug gleichgültig werden zu lassen. Die fetten Fische sterben am schnellsten, am Morgen schon verlieren sich ihre Worte im Nebel der Bedeutungslosigkeit, der Spott weht über die Lautsprecher rüber und lässt einen bitter schmunzeln.
Was ist noch dringlich in dieser Welt? Nichts als die Sehnsucht nach der Geliebten, die es von der A-Seite über jede Hürde bis zum Ende der B-Seite schafft. Sie noch zu sehen in dieser Nacht, neben ihr einzuschlafen, dafür würde er alles geben. „Verlass dich nicht auf mich“, singt er, was für eine Lüge, denn auf einen wie ihn ist Verlass, er trifft die Stimmung mit jedem Ton, ist zerbrechlich und zäh, am Ende, am Anfang, keiner weiß, wie er sich wirklich fühlt. „Jeder Herzschlag nummeriert“, das klingt angezählt, und genau das macht seine Musik unmittelbar und wahrhaftig.
Und während die Nadel die Rillen seiner Platte nachfährt, denkt man an alles und nichts. Eine Katharsis aus dem Kopfhörer, eine dunkle Offenbarung mit einem Loch im schwarzen Himmel, durch das die Sonne blendet. Petra Bradatsch
Vinyl inkl. Downloadcode oder digital only.
Ein einsamer Song wie „Verlass dich nicht auf mich“ schafft es mit all seiner schlichten melodiösen Schönheit aus vergangenen Liedermachertagen unsere in Zeitlupe auseinanderfallende Welt für zwei Minuten noch einmal zusammenzusetzen. Süddeutsche
8,99 € – 20,00 €