Reinhard Vinzenz Gampe hat gebeten, dass das Interview etwas später am Tag stattfindet. Vorher muss er noch Lastwagen fahren. Es gibt ein anrührendes Stück auf der CD, das heißt “Auf der Drehscheibn”. Wenn die Gitarre aus dem Blues ans Licht steigt und die Slideguitar aufseufzt, singt Gampe: “Wenns endlich Tag wird sitzt / zwischen de Postsäck mit am Bier / Sighst auf der Straß’ drausd de Leut in d’Arbeit gehn”. Drehscheibn hieß das in Regensburg, als Gampe für die Post fuhr. Hier wurde die Ladung auf die Laster verteilt. Der Trikont-Chef Achim Bergmann habe gezögert, als ihm Gampe sein Album vorgestellte. “Schön ehrlich” sei er gewesen. Aber irgendetwas habe Bergmann interessiert. Gampe hat, und das hat man in dieser Art noch nicht gehört, den workinman’s blues. Der geht beispielsweise so: “Und was machst beruflich? / Beruflich häng i durch / I mach mir Illusionen / und häng beruflich durch / Und jetzt da pressierts mir / Weil i a Scheisshäusl suach.” Dass Trikont im Untertitel im Logo das Motto “Unsere Stimme” trägt – hier ergibt es Sinn.
Gampe ist wohl kein Künstler, der die Musikkritiker zum Jubeln bringt. Aber seine Musik wirkt so fassbar, als habe man ihn von der Kneipenbühne ins Studio gezogen. Und das ist eine Leistung. Am Schlagzeug sitzt Evert van der Wal, der ist so etwas wie der musikalische Direktor der Gruppe. Vor 30 Jahren haben sie sich im Flieger nach Kreta kennengelernt. “Evert erzählt nicht viele alte Geschichten”, sagt Gampe. Aber er hätte etwas zu erzählen. Von seiner Zeit mit der Saragossa Band oder Ringsgwandl. Oder von seiner Arbeit mit Richard Palmer-James. Der war Gründungsmitglied von Supertramp, schrieb für King Crimson Texte – und hat jetzt auf Gampes Album Gitarre gespielt. Süddeutsche Zeitung