Ein ausrangierter Stadtbus auf einem Abbruchgelände ist der Lebensmittelpunkt für ein paar Typen, denen es immer irgendwo nass reingeht. Tino, der angeblich einmal Motorradtestfahrer war, betreibt im Führerhaus eine illegale Kneipe, und auf dem Schrottplatz davor philosophieren die Helden vom Rande der Gesellschaft über Autos, Frauen und die Tücken des Showgeschäfts. Ein krimineller Anwalt versucht dem verkrachten Rockmusiker Chuck seine Vorstadtmonroe auszuspannen. Das geht auf Kosten der Gemütlichkeit. Die Schrottplatzidylle kommt ins Schleudern.
„»Die Tankstelle der Verdammten« war mein erstes Theaterstück. 1994 geschrieben und uraufgeführt am Schauspiel Köln. 1996 regten die Kammerspiele eine Neuinszenierung in München an. Obwohl das Stück in Köln immer ausverkauft war, zerlegte mir Michael Raab, damals Dramaturg an den Kammerspielen, beim ersten Gespräch den Text freundlich in alle Einzelteile. Ich hätte ihn am liebsten erwürgt, aber er hatte Recht. Ich wurde zu verschärfter Schreibfron in strenger Klausur verurteilt, und drei Wochen später hatte ich das Stück quasi neu geschrieben. Und das hatte dem Erstlingswerk, wie man bald sah, gut getan.
Die Inszenierung:
Ohne jegliche Erfahrung hatte ich mich darauf eingelassen, Regie zu führen. Als Bühnenbild verwendeten wir einen Bus vom Schrottplatz und als Mutter des Hauptdarstellers, des Vorstadtmusikers Chuck, empfahl man mir Jörg Hube. Ein vierschrötiges Brackl von Mann als ältere Frau und Fee, wie furchtbar. Aber es stellte sich als Glücksgriff heraus. Bei den Proben klapperte es an allen Ecken. Ich lernte die barock brüllenden Wutausbrüche von Jörg Hube kennen, aber ich ertrug sie ohne Murren, weil er uns mit gewaltiger Erfahrung und großem Herz durch das schwierige Gelände des Musiktheaters führte. Ohne ihn wäre die Inszenierung nie so auf die Bühne gekommen.
Nach heutigen Maßstäben der Bildqualität handelt es sich bei den vorliegenden Aufnahmen um ganz und gar indiskutables Material. Sie waren nur für die interne Dokumentation der Münchner Kammerspiele gedacht. Es gibt nur zwei Kameraperspektiven, archiviert auf alten S-VHS Kassetten, die aber beim Betrachten nach 15 Jahren einen ganz eigenen Charme entwickelten: Die Farben sind verblichen, haben den Reiz alter Technicolorfilme. Technisch also abenteuerliche Aufzeichnungen, aber sie zeigen Jörg Hube auf der Höhe seiner Kunst, als einen der besten Schauspieler im deutschsprachigen Raum, als einen, der von der Bauernbühne über das Vorstadtbrettl bis zum Staatstheater alle darstellerischen Mittel beherrscht, mit mehreren Dialekten jongliert, neben dem geschriebenen Text auch noch begnadet improvisieren kann und darüber hinaus ein beachtlicher Sänger ist.
Jörg Hube hinterlässt auf der Bühne eine Lücke, die bislang niemand schließen konnte. Schon allein die Tatsache, dass hier einige seiner darstellerischen Glanzpunkte gezeigt werden, rechtfertigt die Erstellung dieser DVD.“
Georg Ringsgwandl, November 2011