Zwei Jahre sind seit der Veröffentlichung des ersten Kofelgschroa-Albums vergangen.
Maxi Pongratz (Akkordeon) – Michael v. Mücke (Flügelhorn und Gitarre) – Martin v. Mücke
(Helikontuba) – Matthias Meichelböck (Tenorhorn) aus Oberammergau waren viel
unterwegs – haben die unterschiedlichsten Leute getroffen – in Clubs und auf Festivals
gespielt – sind ohne Plan aber mit viel Neugier durch Texas und Louisianna gereist – ein Film über die Vier kam in die Kinos – es gab viel Beifall von ganz unterschiedlichen Menschen: und trotzdem und zum Glück haben sie sich in all dem nicht verloren.
Liegt es an der Zeit die sie sich lassen? Zeit zum Ausloten ihrer Langsamkeit, beim Suchen nach Tönen am richtigen Platz, dem Finden des Gewichts ihrer Worte? Wie machen die das, dass sich die Zeit scheinbar rückwärts dehnt – der Stillstand um die Ecke lurt und sichtrotzdem und unerwartet ein Drängen und Pulsieren Raum schafft das einen fast atemlos macht.
Und dann kann sie richtig explodieren, diese Kofelgschroasche Energie – kann in langen
Schleifen versetzt, über- oder untereinander Runden drehen. Sprachspiralen kreiseln im
Raum, mal hymnisch-lauthals, dann wieder rhythmisch versetzt. So geht das, das Singen bei Kofelgschroa, nicht immer im Dialekt, aber immer schwirrt dann was über unseren Köpfen,nistet sich ein, bleibt und begleitet uns durch den Tag.
Oder liegt es an der Freiheit die sie suchen und sich immer wieder nehmen? Wie sie
scheinbar instinktiv den Raum finden, den sie brauchen um nicht im Strudel des ewigen
Wichtigseins zu ertrinken. Kofelgschroa können das, keine Antworten geben, wenn sie eben keine haben. Da ist keine pure Verweigerung, kein Fähnchen das im Wind weht und vor sich hergetragen wird. Die Vier müssen sie sich nicht nehmen, ihre Freiheit, es ist fast so, als würden sie diese tief in sich finden.
Man könnte jetzt mal nachfragen, versuchen das Geheimnis zu lüften, mal Klarheit reinbringen und das Kofelgschroa-Universum enträtseln – die Antwort könnte unter Umständen ein langes, langes Schweigen sein. Also hören wir rein in diese Musik, lassen uns tragen und treiben. Vielleicht finden wir uns ja ab und zu in den tieferen Schichten, in den unausgesprochenen Geschichten und den Tönen hinter den Tönen. Da könnte es vielleicht Erklärungen und Antworten geben – aber braucht man das?
Oder lässt man sich einfach mitreißen von der pumpenden Energie und dem verschleppten Tempo in dem die S-Bahn im 10Minutentakt an einem vorbeirast, kaum dass sich die neue CD im Player dreht. Mit welcher Leichtigkeit sie ihre Bilder zaubern. Wie da ein Streuvogel seine Schwingen hebt, die Welt voller Regeln und Knallheiten ist und wenn’s „Zähnputzn ned so anstrengend, war i scho lang im Bett“. Wer denkt beim Song-Titel „Revier“ schon an so eine wundersame Liebeserklärung, die einem das Herz froh und leicht macht: „Komm lass uns fliegen wie eine Schwalbe, Du bist meine Aufbausalbe, du bist besser als jede Halbe die ich trank an düsteren Tagen auf meiner Bank.“ Und wenn sich dann nach endlos treibendem krautig pulsendem Blechhymnus, doch noch Stimmen in den warmwohligen Kofelgschroa-Sound legen, atmen wir erleichtert auf: „Da waren wieder Leit do“.
Und schon steigen wabernde Harmoniumklänge aus den Tiefen des Notwist Studios auf, wir finden uns bei Kafka, Blätter von links nach rechts sortierend und auf die Rente wartend, im tristen Arbeitsalltag wieder. Was für ein Glück, dass die Herren von Kofelgschroa zwar eindringlich darüber singen, sich aber für ihre Freiheit entschieden haben. Ob sie diese in Amerika oder im Eiscafe Paradiso in Oberammergau finden, egal.