Nach 22 Jahren und acht Studioalben gilt noch immer: Das Duo Attwenger schmilzt lokale Idiome in großartige Musik um – auch live
Bregenz – Wenn es gilt, ganz unterschiedliche Welten zusammenzubringen, ist das Duo Attwenger in seinem Element. Die Linzer Buam Markus Binder (Schlagzeug) und Hans-Peter Falkner (Akkordeon) verbinden Bodenständigkeit und Exotik, eigene regionale Traditionen mit der Lust auf das „Fremde“. Das beweisen Reisen nach Simbabwe, Sibirien, Malaysia, Vietnam, Pakistan, New York, Mexiko oder in den Süden der USA, wo der Mundartgesang von Binder und Falkner bestimmt nicht verstanden worden ist, der Vibe und Flow des oberösterreichischen Dialekts, in den live auch immer wieder englische Brocken eingebaut werden, aber sehr wohl.
Seit Gründung der Zweimannkapelle funktioniert das auf Platte wie vor Publikum ganz wunderbar – und wie wenig gekünstelt diese Spielfreude ist, davon kann sich jeder Naturfreund überzeugen, der zur Püringerhütte im Toten Gebirge aufsteigt, wo Hans-Peter Falkner gern einmal gratis aufquetscht. Nach 22 Jahren haben Attwenger Ende Februar jetzt die erste Live-LP veröffentlicht: Clubs ist ein „virtuelles“ Attwenger-Konzert mit Live-Samples aus den Jahren 2001-2012, einzelne Stücke sind aus diversen Auftritten montiert, neu gemischt und überarbeitet worden.
Eine Collage, die auch Bühnenansagen oder O-Töne von regionalen Fußballmatches enthält. Dazu kommen noch Gaststars aus unterschiedlichen Ecken – vom Gypsyswingmeister Harri Stojka über Politliedermacher Sigi Maron, Freistilavantgardist Fred Frith oder Elektronikperformerin Shelley Hirsch bis zum Alpentrio Laakirchen.
Jetzt wieder live: Turbopolka-Kantri-Punk-Groove trifft auf alpinen Hip-Hop, die psychedelische Maultrommel auf Swing, Dialektwortspiele auf groovende Lautmalereien.
Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 29./30.6.2013