„Wenn der Liebesschmerz zu groß wird, dann kippt das Singen in ein Schluchzen. Wenn es jedoch gut läuft mit der Liebsten, dann gleicht der Gesang schier dem Krähen eines Gockelhahns – egal, welche Affekte auch immer wüten: im mexikanischen Mariachi herrscht immer ein „Zuviel“. Zuviel Corazon, zuviel Gefühlseruption, zuviel Leid und zuviel Freud, kurz: zuviel Verschwendung im menschlichen Seelenhaushalt. Und das bei einem Musikstil, dessen Künstlichkeit nur noch von der so genannten „volkstümlichen Musik“ getoppt wird. Trotzdem Mariachi bei gestrengen Musikethnologen als „unauthentische“ Touristenfolklore gilt, erobert dieser seltsame Bastard seit Jahren jedoch gerade die „authentischen“ Felder der Popmusik. „Mariachi – The Sound Of Hysteria And Heartache“ dokumentiert die ganze Spannbreite dieser Infiltration. Mariachi-Trompeten jubilieren in Techno und Hip Hop genauso wie in den Balladen großer Pop-Schwerenöter, die typischen Mariachi-Geigen seufzen in House nicht minder inbrünstig als im berühmten Wüstensound von Calexico. Auf diesem Sampler treffen die himmelhoch Jauchzenden und die zu Tode Betrübten aufeinander.
Hauptsache, das Herz geht über!“
Fritz Ostermayer