Eine Auswahl dieser Songs findet sich auf Songs of Gastarbeiter Vol. 1 (Trikont). Auf diesem Album sind Musiker aus der Türkei vertreten. Zudem beschränkt sich die Musikauswahl auf Songs bis Anfang der 1990er Jahre. . Erinnert man sich in Deutschland an diese Einwanderergeneration, dann ist der Blick durch Klischees und rassistische Zuschreibungen getrübt: Assoziationen von Männern mit traurig-melancholischen Blicken, die Zigarette rauchend Bahnhofshallen belagern, oder Familien, die für aufsteigenden Grillrauch in Stadtparks sorgen, sind noch immer gängig. Was damit zu tun haben könnte, dass sie im Narrativ der Mehrheitsgesellschaft mehr Platz einnehmen als beispielsweise die Lieder der Gastarbeiter. Ein wesentlicher Antrieb von AYKU bei diesem Projekt besteht darin, Unbekanntes bekannt zu machen und diese vielfältige Musikkultur zu dokumentieren, damit sie nicht verloren geht. AYKU heben musikalische Schätze, die hierzulande kaum bekannt sein dürften und außerdem der Gefahr ausgesetzt sind, verloren zu gehen. Die allermeisten Songs ließen AYKU unberührt, bei einigen entschied sich das Duo für Remixe. Den Musiker Ozan Ata Canani baten die beiden, seinen Ohrwurm „Deutsche Freunde“ im Studio neu aufzunehmen, weil von diesem Juwel keine Aufnahme existierte.
Die Biografien der Musiker auf Songs of Gastarbeiter Vol.1, ihre musikalischen Stile, die Inhalte ihrer Songs sind unterschiedlicher als man vermuten mag. Wenn man sich die damaligen gesellschaftlichen Realitäten vor Augen führt und sich in die Lage dieser Generation versetzt, dann ist es nicht weiter überraschend, dass viele Musiker Themen wie Sehnsucht und Trennungsschmerz behandeln (z. B. Mahmut Erdal, Gülcan Opel, Zehra Sabah) oder Almanya zur „bitteren Heimat“ deklarieren, wie Selda es in ihrem Cover des Ruhi Su Klassikers „Almanya Acı Vatan“ tut. Auch nicht weiter verwunderlich ist, dass die Arbeitsbedingungen im Betrieb und in der Fabrik eine herausgehobene Rolle spielen (u. a. Aşık Metin Türköz, Gurbetçi Rıza). Die eigentliche Gemeinsamkeit dieser Künstler besteht für AYKU darin, dass sie Pioniere waren. Pioniere, weil sie sich und ihren Alltag zum Thema machten, sich nicht nur leidend, sondern auch kämpferisch und ironisch gaben und scharfsinnige Beobachter der deutschen Gesellschaft waren. Pioniere, weil sie neue Musikstile wie anatolischen Disko-Folk kreierten (Derdiyoklar) und sich im Crossover versuchten (z. B. Ali Avaz) oder mit Sprechgesang experimentierten, lange bevor es deutsch-türkische Rapper gab. Pioniere, weil sie den Sound des Arabesk in Deutschland einführten (Yüksel Erkasap) und elegant wie virtuos mit dem Mix der Sprachen jonglierten (z. B. Aşık Metin Türköz, Aşık Divane, Cem Karaca) und der deutschen Sprache einen eigenen Ton verliehen (z. B. Ozan Ata Canani).
Ein irres Album voller irrer Malocher-Melodien. Dass man nur die Hälfte der Texte versteht (weil die andere Hälfte auf türkisch ist), macht nichts. Die Rhythmen sind genug“ FAS-Weihnachtstipp.