„Nach einigen Jahren im Berliner Kaffee Burger und der ersten Platte „Russendisko Hits“ Wurden wir weltberühmt. Die unterschiedlichsten Veranstalter aus Boston, Rom, Prag, Zürich und Göppingen luden uns ein. Alle wollten eine Russendisko, ohne nur eine Ahnung zu haben, was das ist. Wir konnten nicht immer Nein sagen, wir sagten oft sogar Ja und fuhren überall hin, mit hundert Stunden russischer Musik im Gepäck.
Die irritierten Diskobesucher drängten zu uns auf die Bühne. „Habt ihr Iggy Pop? David Bowie? Red Hot Chilli Peppers?“ Junge Mädchen in Stuttgart fragten nach „Marilyn Manson“, alte Mädchen in Köln nach „99 Luftballons“. „Das ist Russendisko, also nur russische Musik“ erklärten wir zum hunderdsten Mal. „Alles klar“, sagten die Leute. „Und….habt ihr Iggy Pop?“
In jeder zweiten Stadt wurden die Veranstalter von der Polizei angerufen, die ihre Hilfe anbieten wollte. „Russendisko? Aus Berlin? Wieso werden die von euch eingeladen?“ wunderte sich ein Polizeisprecher in Hannover. „Neulich hatten wir hier doch schon eine Russendisko – in der Tiefgarage. Zwei Tote, sieben Verletzte…“. Wir wollten aber, dass die osteuropäische Musik auch in Alteuropa die Menschen zum Tanzen bringt. Es hat gut funktioniert. Im Laufe der Jahre haben wir es vollbracht, die fremdartige Russenmusik bis in die letzten Winkel der Bundesrepublik zu tragen. Ein wenig Unordnung muss auch sein. Um unser vierjähriges Bestehen zu markieren, bringen wir nun eine CD mit Russensoul heraus. Wenn Rußland heute das weiße Afroamerika ist, dann tobt sich in dieser Musik die schwarze Sklavenseele aus.“ – Vladimir Kaminer