Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen. Deshalb auch „ New American Roots“, denn gerade da zeigt sich im Spektrum der musikalischen Stile die diese Musik heute prägen, die Veränderung von Wahrnehmung, Rhythmus und Sprache. Von Banjospielern im Slayer- oder Motörhead-Shirt hören wir Punk, Heavy Metal, Hardcore, Bluegrass, Country oder Rap – nicht mit E-Gitarre oder Bass, sondern mit Mandoline oder Kontrabaß.
„Die Songs an sich spiegeln die Wurzeln des ländlichen Nordamerikas wieder und den Kampf der Arbeiterklasse und der Geringverdiener.“ Possessed By Paul James
Nirgendwo ist die kulturelle Entwicklung und Vielfalt Amerikas so greifbar wie in der sogenannten Folk- oder Roots-Musik. Die „New Roots Music“, wie sie seit einigen Jahren genannt wird, reflektiert thematisch den Wahnsinn, die Grausamkeit und die Schönheit des 21.Jahrhunderts. Denn Folkmusik war immer mehr als nur eine Chronik des Lebens zu einer bestimmten Zeit, in einer geografischen Region. Sie war immer auch ein Vehikel zum Verstehen und zur Verarbeitung der existentiellen Fragen der Menschen. Deshalb geht es eben heute um den ausufernden Kapitalismus, um die zunehmende Isolation des Einzelnen, um Arbeitslosigkeit, Drogen und Krieg – und natürlich wie seit jeher um Gott und die Liebe, um das Leben und den Tod.
„Das wird die nächste Punk-Musik. Und damit auch die neue Folk-Musik.“
Jayke Orvis
„Roots Music“ wird als Begriff seit Mitte der 1970er Jahre benutzt, schon um sich von der kommerzialisierten Folkmusik der späten 1960er und frühen 1970er Jahre zu unterscheiden. Erstaunlicherweise hat nun in der jüngeren Gegenwart eine vom Punk inspirierte Subkultur junger Musiker damit begonnen, die Musik ihrer Vorfahren mit den Klängen und der Sprache des 21.Jahrhundert zu verbinden. Das kann dann auch mal sehr melancholisch klingen, die Stimmen rauh und verhalten, manchmal kommt alles in einem atemberaubenden Tempo daher, durchaus auch mal mehr geschrien als gesungen, grundätzlich unverstärkt, immer mit der Prämisse, jederzeit und überall aufspielen zu können.
„Wir sind wieder reisende Gaukler, die für Bier, Kost und Logis spielen.“
Diese Musik ist entstanden aus der Suche nach den Anfängen, aus dem Bedürfnis neue aber eigentlich sehr alte Wege zu gehen. Wege, die nicht nur musikalisch gegangen werden – hier soll den Vergessenen und Zurückgelassenen des Amerikanischen Traums die Würde zurück gegeben werden. Independent soll nicht länger eine leere Hülle sein, oder der hilflose Versuch diverse Musikgenres zu beschreiben – hier geht es um eine Verweigerung der Kommerzialisierung von Musik und um den Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit.
„Feine Kompilation zu den neuen Strömungen in der Country-Musik“ Neue Züricher Zeitung