Keinem anderen deutschsprachigen Künstler des 20. Jahrhunderts gelang es so die Visionen und Tragödien der Moderne mit den traditionellen Formen populärer Unterhaltung zu verbinden wie Karl Valentin. Die bis heute gängige Art ihn als neurotischen Querdenker ab zu tun, als Wortverdreher oder gar als Spaßmacher, wird ihm in keiner Weise gerecht. Denn Valentin spielt nicht, führt nicht vor, tut nicht als ob, sondern lässt stattfinden. Seine Szenen sind Ereignisse und entsprechen unmittelbar den Lebenserfahrungen der einfachen Leute seiner Generation. Karl Valentin ist Realist, er bildet ab, was er hört und sieht, erstellt quasi Samples der Wirklichkeit, um diese dann zu Geschichten, Szenen oder Bildern zu komponieren. Valentin zeigt nur die Essenz. Aus spitzem Winkel schaut er auf die Welt. Dies macht ihn zum Volkskünstler, zu einem der ersten deutschsprachigen Pop-Künstler des 20. Jahrhunderts.
Andreas Koll