„Bei diesem Albumtitel hätte man eigentlich ein ganz anderes Cover-Artwork erwarten müssen. Rauchende Schlote oder trittbrettfahrende Müllmänner vielleicht, oder eine Wirtschaftswunderzigarette – statt dessen friedliche, alpenländische Bergidylle, Orte an denen man sogenannte Gastarbeiter eher selten findet. Da ist erst einmal die hohe Interpretationskunst gefragt. Und wenn hier von Gastarbeitern die Rede ist, dann sind in erster Linie die Arbeitskräfte aus der Türkei gemeint, die in den 60ern und 70ern kamen und mithalfen, das deutsche Wirtschaftswunder zu beschleunigen.
Imran Ayata (Autor, geboren in Ulm) und Bülent Kullukcu (Allround-Künstler, geboren in Markt Indersdorf) haben intensisve Forschungsarbeit betrieben und Dutzende von Liedern der „early Gastarbeiter” zutage gefördert, die alle mit der Migrationsrichtung Türkei – Deutschland zu tun haben. Und schon sind wir mitten drin in der damit verbundenen Problematik, die auch im Booklet zu dieser CD ein großes Thema ist. Einerseits brauchte man sie damals, weil sich Deutsche für viele Arbeiten zu fein waren, andererseits wurden sie ausgegrenzt, weil sie anders waren und eine fremde Kultur repräsentierten. Kein Mensch hat damals die Tragweite des Fehlverhaltens und der Fehlentscheidungen deutscher Bürger und deutscher Behörden vorhergesehen und heute haben wir sowohl die Quittung als auch den Salat: eine ausgeprägte Parallelgesellschaft, Bürger zweiter Klasse, eine schlecht ausgebildete Migrationshintergrundjugend zwischen allen Stühlen, ein verschwindend geringer Anteil an Türken, die es hier bis in die oberen Etagen der Gesellschaft geschafft haben.
Ayata und Kullukcu präsentieren einen ersten musikalischen Überblick aus der Sichtweise der ersten Einwanderergeneration. Songs von bizarrer Skurrilität und tiefempfundenem Heimweh, Songs über die neue „bittere” Heimat, Songs von Frust und Kampf. Und es erstaunt immer wieder, wieviel Selbstironie und Humor in manchen Stücken steckt. Stilistisch geht es äußerst verschieden her, von traditionell bis gerockt, von Disco über Sprechgesang bis Arabesk, die ganze Palette von Anatolien bis Istanbul. Es gibt viel zu entdecken bei den Songs of Gastarbeiter.“ – sound & image