Dann singt er seine Ballade vom Kneißl, Matthias, auf bayerisch: Hias. Ein schleppender Gesang, der dem Delinquenten widerstrebend zur Richtstätte folgt: „Es war a Montag vor gar net so langer Zeit, / die Vögel ham net gsunga, un die Glocken ham net gleit. / Da hams den Kneißl, Hias, zur Hinrichtung gfahrn. / Im Rollstuhl! / Denn in seim Buckl, da warn die Kugeln von die bayerischen Gendarm. / … / Doch der Hiasei, der war koid, / der hat gwußt, er muß scho boid / in den ewigen Woid.“
Ringsgwandl entwirft seinem Kneißl ein ewiges Leben in einer bukolischen Idylle. Eine Welt ohne „Pforrer“ und ohne „Bürgermoaster“, und durch den ewigen Wald hüpfen die Rehe und die Hirsche. Die Staffabrucker Phantasie ist schlicht radikal, radikal schlicht und, was sie in Reichenhall nicht wissen konnten, eine Kombination aus Ernst Jünger und Heiner Müller: „Zierat an den Fundamenten geht auf Kosten der Sicherheit.“ Ringsgwandl zersingt diese simplen Träume in einer wundersamen Mischung aus Traurigkeit und Zyankali. Und er holt den Kneißl heim nach Staffabruck, wenn er sagt: „Er war einer von die Altn, er war einer von die Echtn. / Aber gjagt hams ihn sei Lebn lang wie an Hund, an ganz an schlechten. / Den Kneißl, Hias.“
Mit diesen Staffabrucker Liedern übertrifft sich Ringsgwandl als Troubadour des Todes und formuliert zugleich ein allerletztes Epitaph auf die Protestsongkultur. ZEIT
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