Ein wesentliches Merkmal der auf Pop abonnierten Musikindustrie besteht darin, Altes monatlich unter einem Geröll von Neuerscheinungen zu vergraben und damit zu suggerieren, es sei nicht mehr up-to-date. Was sich nicht als Oldie und Evergreen durchzusetzen vermag und einen ständigen Neuaufguß erfährt, bleibt da für lange Zeit, oft für alle Zeit verschüttet. Um so verdienstvoller ist die aufwendige CD-Edition „Populäre jüdische Künstler“ bei Trikont, die mit 78 Nummern einen repräsentativen Überblick über die jüdische Unterhaltungsmusik in Deutschland bis zur Machtergreifung der Nazis bietet. „Diese CDs“, schreibt das Label in seinem Beiheft, „sind ein Denkmal für das Schaffen und Wirken der jüdischen Künstlerinnen und Künstler.“ Als solches vermittelt die Edition einen Eindruck von dem, was auf ihr selbstredend fehlt: die kulturelle Wüste, die in Deutschland auch im Bereich der populären Musik sich breitmachte, als die hier vertretenen Künstler emigrieren mußten oder ermordet wurden.
KONKRET – Martin Büsser