Sturm und Drang
Andrian Kreye in der Süddeutschen Zeitung zum Tod von Tommy Ramone
Es beschleicht einen ja eine klammheimliche Freude, wenn sich das Verschwörungspotential einer Subkultur auch nach Jahrzehnten noch ungebrochen hält. Als Gundula Gause am samstag im ZDF den Tod des Punk-Musikers Tommy Ramone meldete, musste sie jedenfalls kurz innehalten, bevor sie fortfuhr, das der bekannteste Song seiner Band Ramones „Blitzkrieg Bop“ heißt. Und als dann für ein paar Sekunden die vier New Yorker Vorstadtrebellen mit ihren viel zu engen schwarzen Lerderjacken zu und ihren Topfschnitten zu sehen waren, wie sie Tommy Ramones Textzeile“Hey ho, let’s go!“ skandierten, wurde klar, dass der Punk immer noch nicht so recht zum Kulturkanon passen mag, auch wenn in New York schon eine Straßenecke nach Tommys Bandkollene Joey Ramone benannt wurde und die Band in Wachsfigurenmuseen stehen.
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Tommy Ramone wurde mit dem Namen Erdélyi Tamás als Sohn jüdischer Holcaust-Überlebender in Budapest geboren. Als er vier Jahre alt war, emigrierte die Familie in den kleinbürgerlichen New Yorker Vorort Forest Hills. Ein Konzert der New York Dolls war für ihn Anfang der Siebzigerjahre die Erleuchtung, dass im Rock’n’Roll nicht mehr um den virtuosen Bombast der Superstargruppen wie Yes oder Led Zeppelin gehen sollte. Und so überredete er drei Schulfreunde, eine Band zu gründen, für die sich alle drei den Kunstnamen Ramone gaben. Eigentlich sollte er sie nur managen und produzieren, aber weil Joey sehr viel besser singen als Schlagzeug spielen konnte, nannte sich Erdélyi Tamás Tommy Ramone und pulverisierte die komplexen Polyrhythmen seiner Zeit mit einem brachialen Beat, der zur Blaupause des Punk werden sollte.
Der ganze Artikel ist in der Süddeutschen Zeitung zu lesen.