Muhammad Ali ist nicht tot. Auf keinen Fall. Er ist nicht nur fest verankert n der Erinnerung fast der ganzen Welt, er ist Teil von vielen geworden als Sehnsuchtsperson. So also kann sich Menschsein auch anfühlen.
Der grosse Walt Whitman beschreibt ihn quasi universell am Anfang seiner legendären „Leaves of Grass“ (1891): “
„One’s-self I sing, a simple separate person _ Yet utter the word Democratic, the word En-Masse. … Of Life immense in passion, pulse,and power _ Cheerful for freest action form’d under the laws divine _ The modern Man I sing. …Do I contradict Myself ? _ Very well then I contradict myself _ ( I am large , I contain multitudes)“.
Vor einem Dutzend Jahren produzierten wir eine Kompilation als Hommage an ihn: HITS and MISSES – Muhammad Ali and the Ultimate Sound of Fistfighting. Zusammengestellt von Claas Gottesleben und Jonathan Fischer (Herausgeber unserer Samplerreihe Black Radical Music und selber aktiver Boxer). Songs von Musikern aus aller Welt,aber auch von Muhammad Ali selbst,von George Foreman und Joe Frazier. Zunächst waren wir ratlos, weil wir keine Bilder für das Cover hatten, die man verwenden durfte bzw. die wir hätten zahlen können. Wir kriegten die Adresse eines bekannten Ali-Fotografen heraus und Thomas Höpker mochte das Projekt sehr und gab uns die Rechte an dem berühmten Bild Ali‘s für das Cover zu einem selbst für uns fairen Preis. Voller Stolz gingen wir mit dem Werk zur Buchmesse in Frankfurt. Dort tauchte plötzlich einer vom Taschenverlag auf :in der Nachbarhalle wurde eine grosse Austellung installiert, die einen Riesenbildband feierte „A Tribute to Muhammad Ali. The Greatest Of All Times“. Und wir wussten von nichts! Und er selbst war da!
Und immer wieder kamen sie vom Verlag und holten Nachschub an CDs. Und irgendwann kam sein Manager selbst und ließ uns glücklich und ungläubig zurück: Muhammad Ali liebe die Musik und bedanke sich für die Compilation!
Einschneidend war für uns im Trikont seine Haltung zum Vietnam-Krieg gewesen. Er weigerte sich zur Armee zu gehen, daraufhin wurde ihm sein Weltmeistertitel aberkannt und seine Boxlizenz entzogen, sollte er für fünf Jahre ins Gefängnis. Er blieb dabei:
„Ich habe keinen Streit mit den Vietcong. Sie haben mich niemals Nigger genannt“.
Eine letzte berührende Geschichte, erzählt in der SZ „Über Grösse“ (6.6.16): Nach einer Rede vor über 2000 Studenten der Harvard University riefen sie ihm aus dem Publikum zu: “Schenk uns einen Vers!“. Ali antwortete mit dem kürzesten Gedicht der Welt:
„Me. We. Ich. Wir ist die Chiffre für das Vernetztsein eines Einzelnen mit der Welt“ (Holger Gertz).