In meinen Lieder und Texten bin ich frei. Es gibt niemanden der mich hindert, das zu sagen, was mir wichtig ist. Ich muss und darf dafür aber auch grade stehen. Dass ich das jetzt auch mit einem größeren Publikum teilen kann, macht mich sehr zufrieden. Der Weg hat sich gelohnt. Gampe 2017
Von Ganghofer zu Goethe. Das waren die wichtigsten Eckpunkte im Leben des Reinhard Gampe. Aus der Ganghofersiedlung, da wo in Regensburg die Arbeiter wohnten, stammt er. Hier hat er gekickt und schließlich den Eltern erklärt, aufs Goethe zu wollen, aufs Gymnasium. Das war so nicht vorgesehen. Hier die Kleinhäusler, dort eher die behüteten Bürgerkinder. „Darauf bin ich heute noch stolz, mir diesen Weg selbst erkämpft zu haben, obwohl ich alles andere als ein selbstbewusstes Kind war“. Durch die Schule gefördert, entdeckte er schon früh seine Liebe zur Musik und lernte Geige. Das Geld des ersten Ferienjobs in einer Verzinkerei investierte der 15jährige Gampe wie so viele damals, in seine erste Gitarre.
„Ich war nach dem Abi mehr on the road als Truckdriver als in der Uni um Germanistik zu studieren“, sagt er. Wie sich das als fahrender Student damals anfühlte ist nachzuhören im Song „Auf der Drehscheibn“. Die Geburt seiner Kinder ließ Gampe dann doch an einen klassischen Brotjob denken. Zwanzig Jahre verdiente er gutes Geld als Grafiker bei Gruner & Jahr. Als sein Arbeitgeber beschloss nur noch in Hamburg zu produzieren, war für Gampe klar, dass er in München bleiben würde.
Hier feilte er schon seit 2008 gemeinsam mit seinem Freund Evert van der Wal an eigenen Songs. „Es gibt ja noch einiges im Hier und jetzt zu tun, die Themen fallen einem buchstäblich auf die Füße. Auch die eigene Biografie hat mir so manchen Song zugespielt. Wenn dir das Leben echte Niederlagen und Verluste beschert und du erst gar nicht versuchst, den coolen Loser zu geben, dann lernst du dabei, auch im Zorn gnädig zu bleiben beim Bewerten von Dingen.”
Und die Musik? Natürlich stehen die US-Songwriter-Helden musikalisch Pate. Politisch drückt Gampe da auch mal ein Auge zu. „Songs for common people, dafür schlägt mein Herz. Auch, wenn sich auf der linken Seite mal einer durchdribbelt…“
Er finde sich zwar auch hierzulande in vielen Songs wieder, trotzdem hat er zusammen mit Evert van der Wal einen Stil entwickelt, den man nicht so leicht in Schubladen packen kann: „Vielleicht ist das die Folge meiner relativ unsteten Arbeitsweise, was die Musik betrifft. Ich habe gar nicht erst versucht, meine Favoriten zu kopieren.”
Musik machen, das ist Gampes Plan für die nächsten Jahre. Denn das Leben an Bord eines Trucks ist nicht mehr wie früher. Gampe hat wieder damit angefangen, fährt immer noch gerne. „Aber die Arbeitswelt ist eine andere. Die gute Laune fehlt den meisten, auch weil die Bezahlung so mittelmäßig wie damals ist, das Leben aber viel teurer. Die Leichtigkeit ist weg – wahrscheinlich überall anders auch – Klassenkampf-Romantik funktioniert irgendwie nicht mehr.” In seinen Songs geht es daher meistens um die Einsicht in eigene Schwächen, aber auch um einen kritischen Blick auf die Arbeitswelt heute.
„Arbeit hat mit Stolz zu tun, nicht mit Selbstausbeutung und Knechtschaft, die wir uns teilweise selbst auferlegt haben.“