Einer der wenigen noch aktiven Jazzmusiker in Deutschland, die bereits in den 30ern ihre ersten musikalischen Erfahrungen sammelten, ist der Gitarrist Coco Schumann.
Heinz Jakob Schumann wurde 1924 in Berlin geboren, und als Halbjude mußte er schnell lernen erwachsen zu werden. Dabei half ihm seine Liebe zur Musik: bereits 1936 wurde er infiziert vom ,Swing Virus‘, und er wurde bis heute nicht davon geheilt.
1936 in Berlin, das hieß Olympische Spiele, aber auch noch einmal etwas Freiheit in musikalischer Hinsicht für die, kurze Zeit später geächtete, ,Niggermusik‘. Coco, wie er bald hieß, war zunächst nur Zaungast der großen Tanzpaläste jener Tage, hörte z.B. das damalige SwingIdol Teddy Stauffer im Delphi. Bald jedoch war er mitten drin, lernte durchs spielen, ging durch eine einmalige Schule, ein Werdegang, wie er heute kaum noch möglich ist. Entscheidend dafür war sein besonderes Swinggefühl. Jenes ,feeling‘, um das ihn auch heute noch so mancher junge Gitarrist beneidet. Was folgte, war die Zeit der verbotenen und getarnten Auftritte, in den Bars und Kellern von Berlin, schließlich Denunziation, Verhaftung, Verschleppung in die Lager Theresienstadt, Auschwitz, Dachau. Das Überleben gelang ihm mit Hilfe der Musik, ob als Mitglied der ,Ghettoswinger‘ in Theresienstadt, oder beim zwangsweisen Aufspielen von ,La Paloma‘ in Auschwitz.
Jahrzehntelang schwieg er über diese Erlebnisse, heute sieht er eine Verpflichtung gegen das Vergessen mit anzukämpfen. Nach dem Krieg fand er wieder den Anschluß an die Jazzszene, spielte mit Helmut Zacharias, wurde der erste deutsche Musiker mit einer elektrisch verstärkten Gitarre, wanderte schließlich aus nach Australien, um nach einigen Jahren zurückzukehren. Coco Schumann hat die Musik nie streng kategorisiert, und hatte auch mit eingängigeren Formen keine Probleme. So hat er auch die Geschichte der deutschen populären Musik begleitet, bei zahlreichen Einspielungen für den Rundfunk, und ist auch als Komponist in verschiedenen Stilen hervorgetreten. Dabei bleibt er sich und seinem Publikum, dem er sich besonders verpfichtet fühlt, immer treu, ob bei Jazzkonzerten oder Tanzgalas: die Musik steht immer im Vordergrund, das Gefühl für den Rhythmus und den Augenblick.