Der Preis um DVDs zu produzieren scheint mittlerweile so weit gefallen zu sein, dass es opportun erscheint jeder zweiten CD eine Bonus-DVD beizulegen. Mich nerven die Dinger mittlerweile, nicht zuletzt weil sie – oft ohne wirklich etwas zu bringen – den Aufwand zum Besprechen einer CD mehr als verdoppeln. Bei Live-CDs mit beigelegten DVDs höre ich fast nur noch die CD und skippe mal schnell durch die Video-Version, um einen Eindruck von Schnitt, Bildqualität u.ä. zu gewinnen.

Bei Texas Bohemia revisted sieht das genau umgekehrt aus. Nach sieben oder acht Stücken böhmisch geprägter Blasmusik von nicht immer optimaler Klangqualität ist mein Bedarf eigentlich gesättigt.

Die TV-Dokumentation „Krasna Amerika“ auf der DVD dagegen hätte ruhig länger als 30 Minuten sein dürfen. Angefangen hat alles Anfang der 90er als Thomas Meinecke in Neu Ulm, Texas, zufällig ein paar deutschsprachige Männer über den Weg liefen. Am Ende steht diese Doku, in der Meinecke vor allem über das berichtet, was heute noch von der Tradition deutscher, vor allem böhmischer Einwanderer in Texas übrig geblieben ist. Dabei ist mehr als nur ein leichtes Bedauern darüber herauszuhören, dass das zurzeit noch von älteren Menschen gesprochene Texas German mit dieser noch lebenden Generation wahrscheinlich aussterben wird.
Traditionen, wie das Oktoberfest, oder eben die häufig aufspielenden Blasorchester werden dagagen wohl Bestand haben. So sind die Aufnahmen auf CD und DVD auch keine gehobenen Schätze aus einer mehr oder weniger entfernten Vergangenheit, sondern das, was heute an Polka, Walzer oder Märschen in Texas auf den Bühnen der Dancehalls und der Volksfeste gespielt wird.

Wen es um das geht, was „damals“ war, lässt Meinecke vor allem die Erinnerung der alten Männer und Frauen sprechen. Hier hätte ich gerne mehr gehört. Zum Beispiel an der Stelle, wo eine Frau interviewt werden soll, die sich daran erinnert, wie in Deutschland frustrierte Demokraten, die sich in den USA nach der 1848er Revolution in Deutschland „48ers“ nennen, nach Texas kommen, um dort anarchistisch demokratische Landkommunen zu gründen. Als der Interviewtermin naht, will sie sich leider nicht mehr erinnern. Hier hätte ich mir gewünscht, dass zusätzlich zu den Zeitzeugen-Interviews ein wenig in den Archiven recherchiert worden wäre.
Ermutigend jedenfalls, dass es auch in Texas, wie auf der DVD zu hören ist, klare Gegner der US-Militär“politik“ im Irak gibt.

Im Fall von Texas Bohemia revisted ist auf jeden Fall die DVD der Grund sich das CD/DVD-Package zuzulegen; die Musik eher ein etwas skurriler musikalischer Hintergrund. Und dafür reichen auch die in die Doku eingebundenen, nie ausgespielten Beispiele.