Das Wienerlied wie wir es zu kennen glauben: Weinerlichkeit und Selbstmitleid bis hin zur Suizid-Lust. Wut und Verzweiflung an der Grenze zum Amok. Und dazwischen alles, was Liebes-Schmerz und Weltekel kurzfristig wegspült: obszönes Flirten, zotiges Verbrüdern, miese Witze. Und Alkohol ohne Ende. Im besoffenen Selbstbild eines Wienerliedes heißt es: „Der Herrgott muss a Wiener sein“ – Gnostiker freilich wissen: Das Gute ist längst das Böse und somit der Teufel ein Wiener“.
Wienerlied also. Nicht wirklich. Aber zumindest dessen Geist aus eben beschriebenen Negativ-Assoziationen rund ums Wienerische. Diesen Geist in große internationale Popsongs hineinzuzwängen und so diese Hits quasi auf „Heurigen-Lieder“ einzudampfen – das ist die seltsame Obsession der Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune.